Freude

Ein Fragment aus dem Umfeld der "Wien Radioshow" vom 26.4.1996 (ORF Kunstradio)

<Oliver>: Dürfen wir uns also dieser Radiosendung freuen?

<Stefan>: Ja. Weil sie eine gewaltige Probe unseres Wesens und Wachsens ist, die wir bestehen wollen.

<Oliver>: Aber wie dürfen wir uns ihrer freuen?

<Stefan>: Wie einer, der die Tränen der Mütter und Frauen gesehen hat, den Schmerz der Verstümmelten und die lebenslange Sehnsucht der Witwen und Waisen.

<Oliver>: Welcher Trost aber hebt uns über all dies Elend wie mit Adlersflügeln empor? Sag es mit einem Wort.

<Stefan>: Deutschland.

<Oliver>: Und wenn ich selber -

<Stefan>: Oliver!

<Oliver>: Jeder muß jetzt dem Letzten ruhig ins Auge blicken. Wenn ich selber nicht zu Euch zurückkehre, mein Freund, mit welchem Gedanken weißt Du, faß’ ich all mein Glauben, Lieben und Hoffen im Tode zusammen? Sag es mit einem Wort.

<Stefan>: Mein Freund, Deutschland.

<Oliver>: Und ihr Überlebenden alle, welches unendliche Werk bleibt euch, welcher ewige Garten, in den ihr alles Unsagbare dieser Zeit einpflanzt, Liebe und Leid, Grimm und Qual, Hoffnung und Hingebung, Stolz und Demut, wie unsere Toten alles in ihn eingepflanzt haben - sag es, mein Freund, mit einem Wort.

<Stefan>: Deutschland.

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