Stefan Beck: Texte von 1993 - 1998
Schwanz
Ein Fragment aus dem Umfeld der Augst und Beck "Amsterdam Radioshow" vom April 1994
Geht es hier wirklich wieder nur um Schwänze und darum, ob sie funktionieren? Geht es um ihre Größe. Die Kuratorinnen sagen nein, nein, nein, denn sie haben die Lektion gut gelernt von Kritikern, die Angst haben, ihre Schwänze seien zu klein. Die Kritiker sagen nein, meinen aber ja, denn ihr ganzes Verhalten verrät einem, daß es ihnen in Wirklichkeit darum geht, wie ihre Schwänze funktionieren. Ich habe nie einen Kritiker kennengelernt, dessen Leben nicht von Größe und Steifheit seines Schwanzes beherrscht wurde. Das ist eine Sache, die Kuratorinnen nie zu sagen wagen. Das ist eine Sache, über de sie ganz entschlossen lügen. Und warum? Weil es nur zu wahr ist. Die Größe und Steifheit seines Schwanzes bestimmt das Leben eines Kritikers. Sie bestimmt, wie er sich selbst empfindet. Sie bestimmt, ob er sich selbst mag. Ein Kritiker, der seinen Schwanz mag, mag sich selbst. Und ein Kritiker, der seinem Schwanz nicht trauen kann, kann sich selbst nicht trauen. Und keiner Kuratorin. Und keinem anderen Kritiker.
Ist das so einfach? Ich fürchte, die Antwort lautet Ja.