Stefan Beck: Texte von 1993 - 1998

Japanischer Hip Hop

Fernossis

Aus dem schier unermeßlichen Angebot der gigantischen Plattenläden Tokyo-Shibuyas griff ich durch Zufall zu dieser aufregenden Zusammenstellung: The Best Of Japanese Hip Hop Vol.1.

Nach der etwas enttäuschenden Bekanntschaft mit der japanischen Dance-Floor-Musik - für mich ist das allenfalls Ultra-Soft-Trance - erhoffte ich mir keine allzugroße Inspiration von japanischem Hip-Hop. Nach meiner Vorstellung wird entweder im großen Stile importiert oder die einheimische Produktion will so gefällig sein, daß sie niemandem mehr weh tut.

Nicht so dieser Hip-Hop-Sampler. Da wird gerappt was das Zeug hält, daß die Kollegen von der Gegenküste, sprich LA, ihrer respect zeigen sollten. Sprachprobleme scheinen die Herren aus Fernost - es sind leider nur Herren - nicht zu kennen, und wenns mal nicht ausreicht, werden einfach Gäste dazugeholt. Gleich der zweite Song setzt auf französisch an. Wieso das noch Japanese Hip-Hop sein soll ist mir dann nicht verständlich. Mir gefällt der japanische Rap besser.

Die etwas stakkatohaft betonungslose Aussprache des japanischen eignete sich dann auch am besten für einen Old-School Sprechgesang im Stile Grandmaster Flash´s. Ein entsprechen überzeugendes Beispiel findet sich allerdings nicht auf der Platte. Dafür läßt die aggluttinierende, sprich klebende, Eigenschaft der japanischen Wortverbindungen ungeheuere, dem Rap bislang fremde Satzungeheuer entstehen. Hier eine Kostprobe aus “Geisha Girls“ von Mitsuyoshi Takasu, Ryuichi Sakamoto und Ken & Sho: ”GeishaGirlsdakaraNewYork karakitatteiusetteidakaranihondehajimetedemaetanodesa/ ayademaeosoiwaiitoomoimasuyo/ sakkitottenayakamashiidounokounoyuunoimanoyarikatadetottaatoni/ soreyattarabokuwaaruteidokimetahougaeetoomouwa/ coconinankasexdemoshite kuretarawakariysuinenkedonataishobutsugaatte/....“

The Best Of Japanese Hip Hop

Erschienen 1994 bei

Nippon Crown, Tokyo, Japan

CRCP-20094