Stefan Beck: Texte von 1993 - 1998

Neue Attitüden

Letzte Warnung an die Deutsche Bank

Kommentar

Zur überflüssigen Art Frankfurt erhält die Deutsche Bank, bzw an ihrer Stelle Herbert Zapp, Mitglied des Vorstandes der DB, den Adam-Elsheimer-Preis fuer ihr Kunst-Sponsoring. In diesem Zusammenhang gibt es auf der Art Frankfurt eine Sonderschau »Künstler in Frankfurt« mit einer gleichnamigen Publikation. Daraus lohnt es sich zu zitieren:

'Kunst am Arbeitsplatz' lautet seit Ende der 70er Jahre das Credo von Dr. Herbert Zapp. aus dem Vorwort von Ariane Grigoteit und Friedhelm Huette.

Beuys lässt schön grüssen. Ob das die Antwort auf seine bekannte »Letzte Warnung« ist? Die Honigpumpe (am Arbeitsplatz) haben sie wahrscheinlich auch schon ganz segensreich erschlossen. (Ebenso wie Klaus Staeck, der in seinen Beuys Paraphernalia eine erträgliche Einnahmequelle erschlossen haben muß.)

Des weiteren lässt Klaus Gallwitz verlauten:

Noch immer empfiehlt sich Frankfurt durch die Abwesenheit künstlerischer Attitüde und auftrumpfendem Zeitgeist. […] bevor Traditionen entstehen, sind sie bereits abgerissen.

Das ist ausserordentlich treffend. Zwei oder drei neue Hochhäuser unter der Ägide der DB lassen der Tradition kaum mehr Platz. Man könnte das auch etwas vorbeugender verstehen. Bevor hier etwas gewachsen ist, ist es auch schon platt gemacht.

Die Künstler sind in der Stadt selbst nahezu unsichtbar. Sie haben keinen Status.

Sehr wahr. Wo kämen wir denn hin, wenn in Frankfurt Künstler einen Status hätten? Wohlmöglich einen politischen. Besser schon Theater, darauf versteht man sich besser. Natürlich soll es auch Kunst geben in Frankfurt, aber nur innerhalb der beschränkten Reservate, sprich Museum für moderne Kunst, Portikus, Kunstverein und Städelschule. Darüber hinaus kann, darf es keine Kunst geben. Denn:

In der Stadt der Werbeagenturen und des neuen Designs geistern die Kunststudenten als nahezu anachronistische Fossile.

Das ist wahrscheinlich eine ernste Kritik an der Städelschule, die jetzt gerade mit dem Institut für neue Medien ihr einziges innovatives Potential abgestossen hat. (Dass es am Institut nie so innovativ stand, davon wusste die Städelschule natürlich nichts. Die bevorstehende Schliessung des Instituts ist daher bloss präventiv zu verstehen…). Das neue Design ist nun auch in die Jahre gekommen. Pentagon z.b. ist wieder nach Köln gegangen.

Zu der Arbeit der Künstler in Frankfurt meint Gallwitz:

Gleich weit entfernt von Expressionismus und Biedermeier haben Künstler in Frankfurt Vorlieben für Understatement und Intellektualität, mit einer gewissen Selbstgenügsamkeit, die sich jedoch meistens aus der Isolierung erklären lässt, in der sich die visuellen Künste hier befinden.

Das könnte man ohne Abstriche auch über die Tiere im Zoo sagen. Reservatskunst. Hat nicht Bourdieu daran im Hinblick auf das Verhalten von Nichtwählern daran erinnert, dass neben der subjektiv eingeschätzten Kompetenz explizit politische Sachverhalte auch als solche bezeichnen zu wollen, der Glaube gehört, dazu berufen zu sein, zu dem jeweilgen Thema etwas beizutragen zu können?

Die Künstler in Frankfurt sind also isoliert. Und was ist die Folge? Sie malen selbstgenügsam ihre Blätter, bis die Deutsche Bank, die sehr wahrscheinlich »Traditionen abreisst, bevor sie entstehen«, sie ankauft.

In diesen wenigen Zitaten ist schon die ganze desolate Lage, bzw ihre Ursache dargestellt. Resignation als Folge mangelnder Beteiligungsmöglichkeiten. Das ist aber hier keineswegs als Studie des Missstandes zu sehen, sondern kommt ja direkt von oben, von der DB selbst.

Es folgen einige belanglose Vierfarbseiten der Exponate...