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- Stefan Beck of Germany
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Stefan Beck: Texte von 1993 - 1998
Partytime 1994
Eine Polemik aus der The Thing Frankfurt Mailbox
No, this is definitely not Call of the Wild! This is real bullshit! Scheisse auf gut Deutsch.
Wieso muss ich mir dauernd diese dummen, hohlen und aufgeblasenen Phrasen dieser sogenannten Party-Macher reinziehen?
>Club Respect< ist auch so ein untertraegliches Beispiel. Wer hat da bloss vor wem Respect? Wahrscheinlich die Besucher vor den enormen Einnahmen der Veranstalter. Respect, Jungs, Ihr warnt schon im Voraus vor Euch selbst.
Im Uebrigen, mit Party hat das ganze doch wenig zu tun. Das muesste eigentlich GROSSE ABZOCKEREI heissen. PARTY bedeutet fuer mich ein Ereignis, wo ich die Moeglichkeit habe als Gleicher unter Gleichen aufzutreten. Wogegen mich jene >Events< fatal an Animal Farm erinnern, nicht nur weil es so tierisch zugeht, sondern, weil einige immer geicher als andere sein werden (die, die den Profit machen, und die, die ihnen ungefragt dazu verhelfen).
Schlimmer noch, die zunehmende Bedeutungslosigkeit der Anlaesse. Gibt es ueberhaupt noch einen für Club Respect oder Call of the Wild? Keinen. Absolut keinen. Und das interessiert auch keine Sau - sofern sie bloss gleicher als andere ist. Aber ich meine, gibt es denn keine Anlaesse? Das offizielle und medial vermitteltete Deutschland hat doch derer genug, Bundespraesidenteneinfuehrung, Uebernahme des EU-Ratsvorsitzes, selbst Davis-Cup oder RudiCarrell-Show halten fuer ein paar feuchtfröhliche Minuten (in wenigstens 768x576 PAL) her. Dagegen sind ja Frankfurts Party-Macher wirklich bescheidene Leute, und ehrlich obendrein: Der Verein fuer innovative Ausstellungsprojekte liess mir vor einiger Zeit ein Beiblatt zu einem geplanten >Partyobjekt< (wie einfallsreich!) zukommen, in dem es hiess: Die Einnahmen dieses Partyobjektes kommen uebrigens dem Verein fuer innovative Ausstellungsprojekte zugute, der diese Messe (First Independent Art Fair) ausgerichtet hat. Ja, was, hier lese ich, die Einnahmen der Veranstaltung gehen in unsere eigene Tasche. Da steht mir ja noch einiges bevor. Gehe ich mal ins Cookies droht mir der Hinweis: Der Eintritt fliesst in die Tasche des Disco-Besitzers! Oh weh! Oh Weh! Besonders delikat an dem obigen Zitat finde ich uebrigens das UEBRIGENS.
Dagegen muss ja das letztjaehrige >Frankfurt jamt fuer Guatemala< als Lichtschein wirken, endlich werden auch mal Anlass und Zweck genannt. Ansonst muss ich ja den Eindruck haben, dass die sonst so bemuehten Damen und Herrn (die ach so WILD sind und ach soviel RESPECT haben) nichts von der Welt um sie herum mitzukriegen scheinen, was bei 1200 bpm auch kein Wunder ist. Da wuerd mir auch schwindelig.
Nein, mal ganz ernst, warum ist es eigntlich nicht moeglich in so ein >event< ganz respect-volle Themen hineinzubringen. Da krepieren die Leute zu Tausenden in Ruanda, und Sven Vaeth & Co. will mich mit 1200 bpm knoechern. Wenn ich schon 10-15 DM Eintritt zahle, dann will ich doch was geboten bekommen haben, wenigstens, dass ein Teil des Geldes einem guten Zweck zukommt.
Wem das schon zuviel des Guten (klar, Frankfurter Clubs sind ja keine Caritas) ist, der koennte sich vielleicht «mal darum kuemmern, das ganze Deko-Gewerbe, sprich >Kunst< am Partyobjekt, zu entruempeln. Weg mit diesen langweiligen Slide-Shows und der Sponsoren-Basteleien. Auf BIDING LAGER und GRAND MARNIER-Girls kann ich gut und gerne verzichten. Stattdessen koennte ja mal serious artists heranziehen, von denen es vielleicht doch noch einige in der Gegend gibt. (z.B. Achim Wollscheids Stroboskop in der Party im Rossmarkttunnel). Bei allem Respect, ich fordere, dass diese Partie endlich mal ernste und respect-voll Themen bekommen, und nicht solche Pseudo-Staffelagen aus Wort-Phrasen (>Terrordome< und >Tribes of da Underground< sind noch zwei unangenehme, die mir einfallen.
Wie minderbemittelt muss es eigentlich noch zugehen?
With nuff respect
Stefan Beck